Downhill-Performance im Luftfedergewand: DVO Topaz T3 Air im Test

2022-11-15 15:42:12 By : Ms. Grace Chow

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DVO Topaz T3 Air im Test: 2015 tauchten die ersten Bilder des DVO Topaz Prototypen auf MTB-News.de auf – der junge amerikanische Hersteller präsentierte dabei auf dem Sea Otter Festival ein Vorserienmodell des Luftdämpfers und signalisierte: Hier kommt was für die Enduro-Piloten. Nachdem wir DVOs Downhill-Fahrwerk bereits viel Gutes abgewinnen konnten, waren wir deshalb besonders gespannt auf das leichtere Federbein im schwarz-grünen Gewand. Kann der Topaz den Eindruck weiter untermauern, den Emerald und Jade geschaffen haben?

AM/TRAIL/ENDURO – alle Modeworte auf einmal abgeholt? Nein, der DVO Topaz T3 Air ist dank großer Auswahl an zöllischen und metrischen Einbaulängen einfach für sehr viele Bikes geeignet.

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DVO-Produkte erzeugen einen gewissen Reiz – neben der Herkunft und dem Ursprung aus Marzocchi und den damit verbundenen guten Erinnerungen liegt das auch stark an der Verarbeitung der Teile. Auch der Topaz fällt hier nicht aus dem Rahmen und schafft es, Understatement mit schönen Details zu verbinden. Grundsätzlich ist der schwarze Dämpfer-Körper nicht besonders auffällig, nur einige grüne Details brechen die unauffällige Optik auf. Sieht man genauer hin, bemerkt man aber die gute Verarbeitung und die Liebe zum Detail. Am Ausgleichsbehälter finden sich beispielsweise Kühlrippen, durch die eine größere Oberfläche erreicht wird, die Hitze an die Umgebung abgeben kann.

Bei DVO sitzen nicht nur erfahrene Konstrukteure hinter dem Rechner. Auch im Service wird dem Kunden auf der Website ein großes Spektrum an Informationen bereitgestellt. Beim Setup des Dämpfers bekommt man Tipps, Empfehlungen und auch Video-Anleitungen. Diese Informationen sind für den erfahrenen Nutzer vielleicht nicht die interessantesten, aber auch für diese Nutzergruppe gibt es interessantes Material: DVO zeigt im Full Service Guide den kompletten Service des Dämpfers, die Entlüftung der Dämpfung und erklärt Tuningmaßnahmen und ihren Effekt aufs Fahrerlebnis.

Der Aufbau der Luftfeder bringt keine großen Überraschungen hervor – per Volumenspacer-Tuning lassen sich die Positiv- oder Negativkammer verkleinern. Durch ein Verkleinern ersterer Kammer kann man die Progression des Dämpfers erhöhen. Verbaut man in der großen Negativluftkammer Spacer, lässt sich die Kennlinie in ihrer Linearität beeinflussen.

Bei der Dämpfung übernimmt DVO Technologien aus dem Stahlfederdämpfer Jade. Gummibalge bzw. Bladder sind seit der Einführung der Charger-Dämpfung von RockShox kein unbekanntes Konzept in der Dämpfungstechnologie mehr. Sie bieten im Vergleich zum oft verwendeten Trennkolben einen entscheidenden Vorteil: Anstatt eines Kolbens, der eine Dichtung benötigt, die Reibung erzeugt, wird das verdrängte Öl von einer dehnbaren Gummiblase aufgenommen. Dadurch sinkt die Reibung und das Ansprechverhalten kann verbessert werden. Anstatt aber die Dämpfung in einen Bladder zu setzen, sitzt dieser einfach am Ende des Ausgleichsbehälters und kann vom Öl komprimiert werden. Gleichzeitig übernimmt der Bladder auch eine zweite Aufgabe: durch die (anpassbare) Vorspannung mit Luft verhindert er ein Aufschäumen des Öls.

Beim weiteren Aufbau geht DVO konventionellere Wege: Je ein Shimstack für Highspeed-Druck- und Zugstufe sitzt auf dem Hauptkolben im Inneren des Dämpfer-Körpers. Alles was mit hohen Drücken bzw. schnellen Schaftgeschwindigkeiten zu tun hat, sitzt hier, um auf möglichst kurzem Wege zu dämpfen. An der Lowspeed-Zugstufe setzt man auf ein klassisches Nadelventil. Eine konische Spitze kann hierbei den Ölfluss vergrößern oder verkleinern und somit die Ausfedergeschwindigkeit beeinflussen.

Interessant wird es wiederum im Ausgleichsbehälter: An der dreistufigen Plattform-Dämpfung wird ein Shim verwendet. Hier wird durch Umlegen des Hebels der Widerstand erhöht, mit dem das Öl durch die Ölkanäle, vorbei am Shim, gedrückt wird.

Bei der Montage des DVO ist grundsätzlich nicht auf viel mehr zu achten als bei anderen Dämpfern. Besonderheiten treten dabei keine auf, bei den Dämpferaugen hält man sich an die üblichen 15 mm breiten Durchmesser. So passen die gleichen Gleitlager wie bei RockShox oder FOX.

Wer ansonsten auf genügend Freiraum achtet und prüft, dass der Dämpfer beim Einfedern nicht anschlägt, ist bereits so gut wie fertig. Das Setup am DVO Topaz T3 ist von außen auf wenige Möglichkeiten begrenzt: SAG einstellen, Zugstufe anpassen, fertig. Wer mehr Endprogression braucht, kann sehr simpel Volumenspacer hinzufügen. Etwas mehr Grunddämpfung gefällig? Hier kann man den Dämpfer entweder im mittleren Modus fahren oder den Druck im Piggyback erhöhen.

Mit einer guten Grunddämpfung begeistert der Topaz bereits beim ersten Aufsitzen. Je nach Rahmen und Anti-Squat ist beim Weg nach oben nicht unbedingt der Griff zum Dämpfer nötig – der Topaz wippt im offenen Modus zwar leicht, das stört aber nur bei manchen Fahrwerksdesigns. Außerdem sind da noch zwei Modi, die Abhilfe schaffen können: Im mittleren Modus bleibt der DVO Topaz T3 besonders auf flowigen Trails hoch im Federweg, wippt kaum noch, bleibt aber angenehm aktiv, um auf unebenen Untergründen für viel Traktion zu sorgen. Fans eines Lockouts werden mit der geschlossenen Position bedient und erhalten ein Heck, dass nur noch bei gröberer Krafteinwirkung nachgibt.

Beim Griff zum Dämpfer fallen zwei Dinge auf: Der T3-Hebel ist groß genug, um leicht erwischt zu werden. Außerdem ist er leichtgängig, rastet aber trotzdem definiert genug ein, damit man auch beim hektischen Griff nach unten, kurz vor dem Traileinstieg, die richtige Position trifft. Mit nur 9 Klicks wirkt der Verstellbereich der Zugstufe zunächst eher klein. Da die Unterschiede aber groß genug ausfallen, reicht die Bandbreite aus, um einen soliden Startpunkt zu finden. Eine feinere Abstufung hat uns nicht gefehlt, der Dämpfer generiert sehr viel Traktion.

Mit dem DVO Topaz nimmt man auch ohne Bedenken gerne mal die Abzweigung auf die Downhill-Strecke

An Dämpfern mit Piggyback, aber ohne eine externe Feineinstellung der Druckstufe, ist man dem Grundsetup oft ausgeliefert: Hier müssen Hersteller von Fahrwerk und Rahmen eng zusammenarbeiten, um einen passenden Tune für eine breite Nutzergruppe abzudecken. Wir hatten mit dem Standard-Tune im Nicolai G15 keinerlei Wünsche bezüglich einer feineren Abstimmung. Hinterbau und Dämpfer passten perfekt zusammen.

DVO deckt mit dem DVO Topaz T3 ein recht breiteres Spektrum an Dämpfung ab. Dass die Amerikaner aus dem Abfahrtsbereich kommen, wird sofort auf den ersten Metern in der Abfahrt klar. Wie sich das auf dem Trail auswirkt? Wunderschön! Der Topaz harmoniert sehr gut mit der Front, egal ob DVOs Diamond, der Fox 36 oder Formula Selva – Gabeln mit ähnlicher Charakteristik sorgen für eine unglaubliche Balance im Fahrwerk. Wirkliche Überraschungen treten nicht auf, denn die Dämpfung verhindert Wegsacken effektiv. Brechsandbahnen, gespickt mit Sprüngen und Anliegern, verleiten so zum Bremsen offen lassen und zum Testen, was der Reifen noch hergibt.

Kann die große Stärke, die wir dem Topaz hier zuschreiben, aber auch gleichzeitig seine größte Schwäche sein? Ein überdämpftes Federbein kann zwar auf solch plattgebügelten Strecken noch Spaß machen, wenn es allerdings ins grobe Gelände geht, sind oft Komfort-, Grip- und Kontrollverlust das Resultat.

Nicht so beim Topaz. Sensibel arbeitet der Dämpfer Schläge weg, steht aber wie schon zuvor bemerkt hoch im Federweg. Das Bild bestätigt sich: Mit dem Topaz fühlt man sich sehr sicher. Trotzdem bleibt eine hohe Endprogression – je nach Rahmen haben wir hier sogar wieder Spacer aus der Luftkammer entfernt. Da nimmt man auch ohne Bedenken mal die Abzweigung auf die Downhill-Strecke.

Neben dem bereits erwähnten Luftkammer-Tuning kann der DVO Topaz T3 durch eine veränderte Shim-Belegung auf dem Hauptkolben angepasst werden. Falls Interesse daran besteht, wird einem bei Importeur Cosmic Sports weitergeholfen. Um den Topaz für verschiedene Kinematiken zu optimieren, verbauten wir im Laufe des Tests unterschiedliche Anzahlen an Volumenspacern.

Am Topaz T3 sind während dem Testzeitraum keine Defekte aufgetreten.

Mission geglückt: Der DVO Topaz T3 Air zeigt, dass in ihm mehr steckt, als die kompakte Bauweise anmuten lässt. Bereits beim Setup kann der Dämpfer mit Nutzerfreundlichkeit punkten. Auf dem Trail harmonieren Feder und Dämpfung sehr gut miteinander und bringen eine ideale Balance ins Rad. Wer viele Knöpfchen drehen will, wird vom Topaz T3 enttäuscht – das ist aber auch gar nicht notwendig. Wer lieber fährt als schraubt, erhält mit dem schwarz-grünen DVO Topaz T3 einen Dämpfer mit viel Performance.

Mit dem Topaz sind wir in mehreren Rädern auf verschiedensten Strecken unterwegs gewesen. Der größte Anteil wurde dabei ohne Shuttle oder Liftunterstützung absolviert.

Hier haben wir den DVO Topaz T3 Air getestet

Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.

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