Lake Mead und Lake Powell: Eindrucksvolle Bilder der Dürre-Folgen | STERN.de

2022-11-15 16:38:59 By : Ms. Bessie HuangZJ

Der Westen der USA leidet unter einer langanhaltenden Trockenheit, deren Konsequenzen immer dramatischer werden – und immer offensichtlicher: Der Pegel des Lake Mead – das größte von Menschenhand geschaffene Wasserreservoir des Landes mit dem Millionen von Menschen versorgt werden – ist jetzt auf einen noch nie dagewesenen Tiefstand gesunken. Während die Oberfläche des Stausees an der Grenze der Bundesstaaten Nevada und Arizona bei ihrem Rekordhoch im Juli 1983 noch 373,4 Meter über dem Meeresspiegel lag, waren es am vergangenen Freitag nur noch 321,6 Meter.

Der Lake Mead, der seine Entstehung dem Bau des weltberühmten Hoover-Damms Mitte der 1930er-Jahre verdankt, ist mittlerweile so geschrumpft, dass zum ersten Mal in seiner Geschichte eines seiner ursprünglichen Einlassventile freigelegt wurde. Das aus dem Colorado River kommende Wasser des Sees fließt in Ventile am Grund, durch die es zu Trinkwasseraufbereitungsanlagen geleitet wird.

Das jetzt freigelegte Ventil des Reservoirs war seit 1971 in Betrieb, kann aber nun nicht mehr für die Wasserentnahme genutzt werden, wie die Southern Nevada Water Authority (SNWA) mitteilte. Die Behörde ist für die Verwaltung der Wasserressourcen für Millionen Menschen im Süden Nevadas zuständig und hat nun erstmals eine tiefer am Seegrund liegende Pumpstation in Betrieb genommen. Diese 2020 fertiggestellte Station ist in der Lage, bei einem viel niedrigeren Pegelstand Wasser aus dem See zu fördern.

Ein ähnliches Schicksal wie der Lake Mead erlebt der ebenfalls vom Colorado gespeiste Lake Powell im Grenzgebiet von Utah und Arizona. Der Stausee wurde in den 1960er-Jahren durch den Bau der Glen-Canyon-Talsperre angelegt und dient nicht nur als Wasserspeicher, sondern mithilfe von Turbinen auch zur Stromversorgung von rund fünf Millionen Menschen im Westen der USA. Im März sank der Pegel des Lake Powell jedoch auf den tiefsten Stand seit seiner Entstehung, so dass Experten befürchten, er könne bald nicht mehr in der Lage sein, ausreichend Strom zu erzeugen.

Der Lake Mead und der Lake Powell sind Teil eines Systems, das insgesamt mehr als 40 Millionen Menschen in Arizona, Kalifornien, Colorado, Nevada, New Mexico, Utah, Wyoming und an der südlichen Grenze in Mexiko mit Wasser versorgt. Auch die Landwirtschaft und Industrie sind auf die Versorgung durch die Stauseen angewiesen. Beide Seen seien im Jahr 2000 "voll" gewesen, nach einer Trockenperiode von 22 Jahren jetzt aber nur noch zu etwa 30 Prozent gefüllt, sagte Brad Udall, leitender Wissenschaftler für Wasser- und Klimaforschung an der Colorado State University der Zeitung "USA Today".

"Das Einzugsgebiet des Colorado River wird von der schlimmsten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen heimgesucht", stellte die SNWA fest. "Seit dem Jahr 2000 liegen die Schneefälle und der Abfluss in das Becken weit unter dem Normalwert. Diese Bedingungen haben zu einem erheblichen Rückgang der Wasserstände in den großen Stauseen des Systems geführt, darunter Lake Mead und Lake Powell."

Laut einer Studie, die im Februar in der britischen Zeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde, ist die andauernde Trockenzeit sogar die schlimmste "Megadürre" in der Region seit mindestens 1200 Jahren. Jahrzehntelange Perioden mit zu wenig Niederschlag hätten den Westen Nordamerikas auch früher schon geplagt, heißt es in der Untersuchung. Die jetzige sei jedoch besonders heftig und zu mehr als 40 Prozent auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen.

"Der Klimawandel verändert die Grundbedingungen in Richtung eines trockeneren, allmählich trockeneren Zustands im Westen, und das bedeutet, dass das Worst-Case-Szenario immer schlimmer wird", zitiert die "USA Today" Park Williams, Hauptautor der Studie und Klima-Hydrologe an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. "Dies entspricht genau dem, was die Menschen um 1900 als Worst-Case-Szenario betrachteten. Aber heute denke ich, dass wir uns sogar auf Bedingungen in der Zukunft vorbereiten müssen, die weitaus schlimmer sind als diese."

Doch zumindest die Polizei kann sich auch über eine positive Nebenwirkung der Dürre freuen: Das Absinken des Wasserspiegels im Lake Mead brachte am vergangenen Sonntag einen jahrzehntealten Mord ans Licht. Ausflügler entdeckten am ausgetrockneten Ufer ein Fass mit den Überresten eines Mannes, der mutmaßlich Mitte der 1970er- oder Anfang der 80er-Jahre erschossen worden war. Den Ermittlern zufolge könnte es sich bei dem Toten um ein Opfer von Mafia-Killern aus Las Vegas handeln, die den nahegelegenen See nutzten, um ihre Opfer verschwinden zu lassen. Und angesichts der anhaltenden Trockenheit hält die Polizei es für sehr wahrscheinlich, dass in Zukunft noch weitere menschliche Überreste entdecken werden.

Quellen: Southern Nevada Water Authority, "USA Today", Associated Press, CNN, "Nature Climate Change"

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