Schlauchpakete und Schlauchmanagement

2022-11-15 15:36:09 By : Mr. Sun Sunny

Da ist wirklich Können und die richtige Technik gefragt: Beim Vorgehen mit einer Schlauchleitung in den Innenangriff müssen die Trupps einige Schwierigkeiten bewältigen. Wir stellen Euch vor, welche Taktik sich im Schlauchmanagement bewährt hat und zeigen einige Hilfsmittel.

Text: Team Atemschutzunfaelle.eu und Feuerwehr-Magazin Redaktion Anzeige

Dienstabend bei der Freiwilligen Feuerwehr, die Ausbilder haben für heute eine praktische Übung für die Atemschutzgeräteträger ausgearbeitet. Im Mittelpunkt steht das richtige Verhalten im Innenangriff, insbesondere das Schlauchmanagement. Denn seit Kurzem verfügt die Einheit über Schlauchpakete. Mit zwei Löschgruppen fährt die Feuerwehr zu einem Übungsobjekt, ein leerstehendes viergeschossiges Bürogebäude. Von den Ausbildern wird die gedachte Lage erklärt: Es brennt lichterloh in zwei getrennten Büros im zweiten Stock. Das Feuer droht, sich auszubreiten.

Während sich die eine Löschgruppe zunächst um den Aufbau der Wasserversorgung bis zum Verteiler kümmern soll, forciert die andere Gruppe den Innenangriff. Für sie lautet der Befehl: “Angriffstrupp und Wassertrupp zur Brandbekämpfung jeweils mit einem C-Rohr in das zweite Obergeschoss über den Treppenraum vor.” Der Gruppenführer fügt noch kurz hinzu: “Bis zum Strahlrohr mit Wasser.”

Einige Handgriffe sind Automatismen: Die vier Kameraden rüsten sich mit Atemschutzgeräten aus, der Verteiler liegt bereits 10 Meter vor dem Eingang, der Schlauchtrupp bringt C-Schläuche in drei Tragekörben zum Verteiler. Nun sind die beiden Truppführer gefragt. Wie viele Schläuche beziehungsweise Schlauchreserve benötigen sie? Sie müssen dabei den Weg vom Standort des Verteilers durch den Treppenraum bis zu den Brandräumen in Sekundenschnelle überschlagen.

Tipps für das Vorgehen aus dem Sonderheft “Einsatz unter Atemschutz”:

Insbesondere, wenn die Angriffsleitung durch ein Treppenauge geführt werden kann, werden Schlauchlängen gespart und die Treppenstufen bleiben frei. Für das Vorgehen wird die oberste Kupplung am Verteiler angeschlossen. Der Schlauchtragekorb wird dann mit in das Gebäude genommen. Der große Vorteil des Korbs liegt darin, dass der Schlauch selbstständig nach hinten ausläuft. Je tiefer der Trupp in die Einsatzstelle eindringt, desto leichter wird das Vorgehen.

Nicht vergessen, die Schlauchleitung am Treppengeländer befestigen. Vor dem Brandraum ist die Schlauchreserve zu legen. Es müssen zirka 15 Meter eingeplant werden, ohne den (Flucht-)Weg unnötig zu blockieren. Bewährt hat sich, an dieser Stelle ein Schlauchpaket einzusetzen.

Der Schlauchtragekorb wird bis zur nächsten erreichbaren Kupplung geleert, an die der Truppmann das Schlauchpaket ankuppelt. Während der Truppmann die Klettbänder löst und das Hohlstrahlrohr checkt, fordert der Truppführer “Wasser Marsch”.

Soweit halten sich die Kameraden in der Einsatzübung an die Tipps der Experten, bis sie direkt vor dem Brandraum hocken. Eigentlich müssten sie nun das Hohlstrahlrohr entlüften, das fällt aber in dieser Übung weg, um das Gebäude trocken zu halten.

Aber die Trupps sollen mit den prall gefüllten C-Schlauchleitungen weiter vorgehen. Dafür bilden sie im Flur vor den Büros jeweils eine kreisförmige Schlauchreserve, auch Loop genannt. Dann stellen sie die Reifen auf und lehnen sie hochkant gegen eine Wand. So können einerseits die Ringe einzeln Richtung Brandstelle gerollt werden. Andererseits bleibt auch der Fluchtweg beziehungsweise der Angriffsweg für nachrückende Trupps frei. “Dieses Vorgehen vermitteln wir aus den genannten Gründen auch unseren Einsatzkräften”, erklärt Daniel Koppmeier von der Feuerwehr Dortmund.

Wassertrupp und Angriffstrupp machen das gut, ziehen ihre Leitungen hinter sich her, während sie getrennt voneinander die beiden Büros durchkämmen. In beiden Räumen hatten die Ausbilder kleine simulierte Feuer platziert. Kurz nacheinander erfolgten die Rückmeldungen der Truppführer: “Feuer aus”.

Nun heißt es: Schläuche außen auseinander kuppeln und die Leitungen bis vor den Eingang entwässern. Nach einiger Zeit stehen die Kameraden im Halbkreis an ihren Löschfahrzeugen und starten mit einer Nachbesprechung. Die beiden Übungsbeobachter im Innern des Gebäudes finden lobende Worte für das vorbildliche Vorgehen der Trupps. Die vier Kameraden sind erschöpft, aber loben die Taktik mit der kreisförmigen Schlauchreserve.

Übrigens kann diese Taktik auch schon viel früher angewendet werden. Zum Beispiel, wenn die Trupps bereits mit Wasser am Strahlrohr in das Gebäude eindringen. Dann können die Loops quasi an verschiedenen Stationen genutzt werden. Grundsätzlich sollen sie das Nachziehen der gefüllten Leitung erleichtern. Begeistert sind die Kameraden von den Schlauchpaketen. Einfach geschultert haben sie beim Verlegen der Leitungen aus dem Tragekorb kaum gestört. “Schlauchpakete haben sich wirklich bewährt”, meint auch Björn Lüssenheide, Koordinator von Atemschutzunfaelle.eu.

Zur Herstellung eines Schlauchpakets kann jeder genormte C-Schlauch verwendet werden. Sinnvoll sind C-42-Schläuche (42 mm Innendurchmesser) in 15 oder 20 Meter Länge, aber auch 30 Meter sind noch zu handhaben. Natürlich kann auch noch ein C 52 verwendet werden. Aber der Gewichtsunterschied zwischen C 42 und C 52 liegt im gefüllten Zustand bei zirka 12 Kilogramm auf 15 Meter.

Unabhängig von der Verwendung als Schlauchreserve machen Schlauchpakete vor allem bei der Bekämpfung von Bränden in mehrgeschossigen Gebäuden Sinn.

Die Länge des Schlauchpakets sollte aus praktischen Gründen zwischen 1,5 und 2 Metern liegen. Zur Fixierung sind zwei bis vier Schlauchbänder nötig. Das Hohlstrahlrohr ist direkt angeschlossen, wird mit eingebunden und kann somit nicht vergessen werden. “Insbesondere die Version, wo die Schlauchreserve im Kreis zusammengelegt ist und sich das Hohlstrahlrohr innen liegend befindet, ist super.”

Unabhängig von der Verwendung als Schlauchreserve machen Schlauchpakete vor allem bei der Bekämpfung von Bränden in mehrgeschossigen Häusern und Hochhäusern ohne funktionsfähige Steigleitung Sinn. Die Gewichtsersparnis sowie die ergonomischen Vorteile bieten überzeugende Argumente gegenüber einem Schlauchtragekorb. Aber bei weiteren Angriffswegen ist eine Kombination aus beidem – wie beschrieben – sinnvoll.

Für die Trupps im Innenangriff ist ein sorgfältiges Schlauchmanagement nicht nur zielführend für den Einsatzerfolg sondern auch wichtig für den Eigenschutz. Gleiches gilt im Außenbereich. Auch hier ist ein gutes Schlauchmanagement gefragt, um Wasser effektiv zu fördern und Unfälle zu vermeiden. Grundsätzlich gilt: Das Schlauchmanagement muss mit dem Aufbau, der Raumordnung, der Einsatzstelle harmonieren. Die Einsatzstelle muss daher so ordentlich und strukturiert wie möglich aufgebaut werden. Dazu gehören:

In Bezug auf den Unfallschutz gilt es, Laufwege, die häufig begangen werden müssen, von Schläuchen frei zu halten. Über Schläuche fallen zählt zu den häufigsten Ursachen für Verletzungen im Feuerwehreinsatz. Neuralgische Punkte sind hier die Wege rund um die ersten Einsatzfahrzeuge und der Bereich direkt vor dem Brandobjekt.

Wenn es der Einsatzverlauf zulässt, dann sollten auch die Angriffsleitungen vom Verteiler in das Gebäude an die Seite gezogen werden. Hier kann draußen insbesondere, wenn der Angriffstrupp nicht die komplette Leitung ins Innere zieht, ein Schlauchsalat entstehen.

Ebenso sollten die Kräfte darauf achten, Schläuche nicht kreuz und quer über Bürgersteige, sondern an der Seite von Verkehrswegen (beispielsweise am Bordstein) entlang zu legen.

Häufig verfügen Feuerwehren mittlerweile mindestens über einen gefärbten B-Schlauch. Dieser wird dann in der Regel für die Zubringleitung vom Hydrant zur Pumpe eingesetzt. Aber es gibt auch Feuerwehren, die haben komplett auf bunte Schläuche umgestellt. Das erhöht die Sichtbarkeit insbesondere bei Dunkelheit und schlechten Wetterverhältnissen. So beginnt quasi das Schlauchmanagement bereits in der Einsatzplanung.

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