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2022-11-15 16:43:15 By : Ms. amy zhang

Europa ist auf der Suche nach Alternativen zu russischem Gas - und ist wohl im Nahen Osten fündig geworden: EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen unterzeichnete mit Israel und Ägypten eine Erklärung für ein Gasabkommen.

Die EU, Israel und Ägypten haben eine Absichtserklärung für ein Erdgas-Abkommen unterzeichnet. Das Abkommen werde zum ersten Mal "bedeutende" Exporte von israelischem Gas nach Europa ermöglichen, teilte das israelische Energieministerium mit.

Die EU hatte erklärt, dass Israel dazu betragen könne, in Zukunft ihre Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern. Das Abkommen wurde am Rande einer Energiekonferenz in der ägyptischen Hauptstadt Kairo unterzeichnet, an der auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilnahm.

Offizielle Stellen gehen davon aus, dass das israelische Gas zu Verflüssigungsanlagen in Ägypten geleitet und dann nach Europa verschifft wird. Von der Leyen sprach davon, dass das Abkommen auch die regionale Zusammenarbeit stärken werde. Mit Ägypten plane die EU auch ein Abkommen über die Produktion von Wasserstoff.

Mit dem Milliardenplan der EU für Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen könnte Europa auch die Klimaziele schneller erreichen - wenn es gut läuft.

Ägypten kann über seine LNG-Terminals Gas exportieren statt importieren. Die europäische Krise mit Russland könnte für Ägypten möglicherweise eine Chance sein.

"Wir sind gut positioniert in der momentanen Lage", so der ägyptische Ölminister Tarek al-Molaa im Gespräch mit CNBC. "Auch wenn wir kein großer Ölförderer sind, so haben wir doch Gas und können zu einem mediterranen Zentrum des Flüssiggasexports werden. Wir und die anderen Mittelmeerländer werden die Situation nutzen, unsere Wirtschaft auszubauen, so dass wir eine verlässliche Quelle für die Gaslieferungen nach Europa sind."

Im Fokus der Reise von Wirtschaftsminister Habeck steht die Energiekrise.

Ägypten kooperiert mit seinen Nachbarn im Mittelmeerraum. Mit Griechenland, Zypern, Jordanien, Italien und mit Israel gründete Ägypten 2020 ein "Gasforum östliches Mittelmeer". Das Ziel ist, gemeinsam Gasförderung voranzutreiben und Exporte zu organisieren. Aktuell produziert Ägypten laut BP 73 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr, die Tendenz ist steigend.

Zum Vergleich: Russland fördert mehr als 600 Milliarden Kubikmeter. Große Mengen sind es also noch nicht in Ägypten - das Land am Nil steht auf der Weltliste gasfördernder Länder auf dem 14. Platz.

Aber es könne ja noch mehr werden, betont der Ölminister: "Die aktuelle Lage wird Investitionen im Offshore-Gasbereich vorantreiben, nicht nur in Ägypten, sondern auch in Israel und Zypern. Alle drei Länder haben noch Potentiale, und die europäischen und amerikanischen Förderfirmen haben verstanden, dass jetzt die richtige Zeit ist, um zu investieren. Das wird die Produktion steigern und das Gas kann durch die ägyptischen LNG-Terminals nach Europa gebracht werden."

Seit langem setzt Israel große Hoffnungen in seine Erdgasförderung.

Auch wenn zwischen Ägypten und Israel seit 1979 offiziell Frieden herrscht - eine so enge Kooperation beider Länder ist ungewöhnlich. Die Idee der Zusammenarbeit zwischen den einst verfeindeten Staaten: Israel verfügt nach Schätzungen über Gasreserven von mindestens einer Billion Kubikmetern und könnte damit Beobachtern zufolge alleine den Gasbedarf Europas für rund zwei Jahre decken. Denn der eigene Gasbedarf im Land ist gering. Das Land bemüht sich deshalb, Erdgas nach Europa zu exportieren, es hat aber keine Flüssiggas-Terminals.

Und da kommt Ägypten ins Spiel: Es gibt bereits eine Pipeline zwischen Israel und Ägypten, und diese könnte möglicherweise sogar ausgebaut werden. Dann könnte Gas von Israel nach Ägypten fließen, um dort in den ägyptischen LNG Terminals nach Europa verschifft zu werden. Eine Lieferung auf Umwegen sozusagen, die auch schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen dürfte, aber in Europa scheint man froh zu sein über alles, was an Gas kommt.

Das Öl-Embargo der EU trifft Russland - aber auch den Ölmarkt und die Versorgung in Deutschland.

In Ägypten wird es spannend, wie Russland auf die neuen Gas-Pläne reagiert, denn eigentlich gelten Kairo und Moskau schon länger als enge Verbündete, und Ägypten möchte Russland nicht verärgern.

Doch auf der andere Seite bergen die Pläne auch Chancen für die Region, so Energieexperte Mostafa Al Barzakan im Sender SkyNews: "Die Pläne sorgen in Russland für große Beunruhigung, denn diese Abkommen zeigen eine neue Gasstrategie der EU. Es ist bekannt, dass Energiequellen zu Kriegen führen, aber auch zu Frieden. Und natürlich wirkt sich der EU-Gasbedarf positiv auf die Länder im östlichen Mittelmeerraum aus. Der Bedarf an Gas kann hier zu Friedensschlüssen führen, um verlässlich Gas nach Europa zu liefern."

Ägypten hat derzeit weitere Gassuchprojekte in Auftrag gegeben - mit der Hoffnung, auch in der Wüste Richtung Libyen weiteres Gas zu finden. Einige Gasfelder sind dort bereits erschlossen. Die Regierung hofft, dass Ägypten bald ein regionales Zentrum zum Gasexport werden könnte. Im letzten Jahr exportierte Ägypten 8,9 Milliarden Kubikmeter Gas - das meiste davon nach Asien. Geht es nach von der Leyen, sollte sich wohl genau das in Zukunft ändern: Ziel des Gases - Europa bitte.

Über dieses Thema berichtete BR24 am 15. Juni 2022 um 18:50 Uhr.